Wien. Am 16. Oktober wurde „CliA“, der Österreichische Staatspreis für Klimawandelanpassung, feierlich im Museumsquartier verliehen. Diese höchste staatliche Auszeichnung holt besonders vorbildhafte Projekte für Klimawandelanpassung vor den Vorhang. In der Sonderkategorie „Forschung“ gewann das Projekt „OPUSH – Citizen Science Pilot Urban Heat Stories“ von future.lab TU Wien Architektur und Raumplanung gemeinsam mit der TU Wien Bibliothek und der Umwelt-NGO Luftdaten.at
Urbane Ballungsräume sind besonders von zunehmender Hitze infolge des Klimawandels betroffen, da dort viele Flächen versiegelt sind, Gebäude Wärme speichern und nachts abstrahlen und oftmals Schneisen für kühlende Luftzirkulation fehlen. Bei Hitze-Extremen fallen hohe Lufttemperaturen zudem meist mit entsprechender Feinstaubbelastung zusammen. Das kann den menschlichen Körper rasch an seine Belastungsgrenzen bringen. In der Bevölkerung gibt es besonders vulnerable Gruppen, die durch Hitzeextreme gefährdet sind, etwa ältere Menschen, Säuglinge und Kinder sowie kranke Menschen. Um deren Bedürfnisse langfristig und evidenzbasiert in nachhaltiger Stadtentwicklung zu integrieren und die soziale Dimension der Klimawandelanpassung zu stärken, widmet „OPUSH“ sich der Frage, welche Hitze-Erfahrungen vulnerable Gruppen in ihrem Wohnumfeld machen. Die Ergebnisse wurden unter anderem der Stadt Wien zur Verfügung gestellt und konnten so in die Planungsprozesse zur Umgestaltung eines „Supergrätzels“ einfließen.
Das Projekt bezieht Hitzevulnerable als Mitforschende ein. Dabei wurden 2023 die Stadtgebiete Innerfavoriten und Sonnwendviertel untersucht, wo Orte wie der Quellenplatz laut Wiener Urban-Heat-Vulnerability-Karte in einem stark belasteten Gebiet liegen. Senior:innen ab 70 Jahren legten Aufenthaltsorte auf einer vereinfachten Nachbarschaftskarte fest, die in unterschiedlichen Lebensbereichen für sie von Bedeutung sind (Gesundheit, Erholung, Treffen, Transport, Nahversorgung, Kultur, Sport) und erzählten in persönlichen Geschichten ihre Temperaturwahrnehmungen dazu. Anschließend fanden bei einem Spaziergang Temperaturmessungen mit mobilen Sensoren an den ausgewählten Aufenthaltsorten statt. Diese Messungen konnten in Echtzeit in einer App am Smartphone nachverfolgt werden. „So erhalten wir Wissen über die Nutzung und Bedürfnisse von besonders hitzevulnerablen Personen, die einen wertvollen Beitrag für die Planung von Umgestaltungen im öffentlichen Raum zur Klimawandelanpassung darstellen“, so Christian Peer von der TU Wien. „Mit Citizen-Science- und experimenteller Stadtplanung werden dabei zwei innovative Ansätze kombiniert. Wir freuen uns, dass dieser Zugang Würdigung durch den Staatspreis erfährt.“
Klimawandelanpassung wird für Städte und Gemeinden als zweites Standbein der Klimapolitik immer wichtiger. Durch die in OPUSH angewendeten Methoden können kommunale Anpassungsstrategien durch die wesentliche soziale Dimension ergänzt werden. „Unser Ziel als Citizen Science-Organisation ist es, die Partizipation der Bevölkerung zu fördern, vulnerable Gruppen sichtbar und handlungsfähig zu machen“, erklärt Silvio Heinze. Er ist Geschäftsführer der Umweltorganisation Luftdaten.at, die unter anderem die mobilen Messgeräte entwickelt und herstellt, die auch häufig bei Workshops mit Schüler:innen zum Einsatz kommen. „Die Geräte sind einfach zu bedienen und man kann damit die eigene Umgebung beforschen, egal ob man 7 Jahre alt ist oder 77. Städte und Gemeinden können durch Projekte wie OPUSH nicht nur wichtige Daten für ihre Stadtentwicklung erhalten, sondern so auch Bewusstsein und Kompetenzen der Bürger:innen im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels stärken“, so Luftdaten.at-Obfrau Anna Hämmerle abschließend.
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